Am 14. August feierte der Konfirmanden Jahrgang 1956 seine Diamantene Konfirmation. Vor 60 Jahren am 25. März wurden in der Vollmarshäuser Kirche 49 Jungen und Mädchen von Pfarrer Reining eingesegnet. Zu unserem Festgottesdienst konnte Pfarrerin Kerstin Grenzebach 18 Konfirmanden in unserer Kirche begrüßen, mit denen sie gemeinsam vom Gemeindehaus "Die Arche" in die festlich geschmückte Kirche einzog.

 

In der Begrüßung erinnerte sie daran, dass wir vor 10 Jahren die Goldene Konfirmation noch mit 24 Konfirmanden feiern konnten. Seit der Konfirmation sind inzwischen 17 Personen verstorben. Bei brennender Osterkerze wurden ihre Namen verlesen und ihnen gedacht.

 

Das Lied "Nun danket alle Gott" konnten wir aus vollem Herzen singen. Die Predigt leitete unsere Pfarrerin mit der Feststellung ein, dass wohl alle bestätigen können „unser Alltag hat so seine Tücken“. Mit einem persönlichen Erlebnis rund um Ihren neuen Strandkorb machte sie eindrucksvoll deutlich, dass aus dem anfänglichen "kümmern" um eine neue Sache sich mit der Zeit Nachlässigkeit und am Ende sogar Schludrigkeit einstellen kann.

 

Dabei vergisst man leicht, dass die Zeit immer ihre Spuren hinterlässt. Der Strandkorb war so Jahr für Jahr ohne Beachtung dem Wetter ausgesetzt und am Ende zerbrach die Sitzfläche. Sie nannte dies "Materialermüdung". Für Techniker sah es mehr danach aus, dass hier etwas morsch geworden war. Es kam die Erkenntnis: „Hättest du dich mehr um den Strandkorb gekümmert, wäre das nicht scho nach fünf Jahren passiert. Genauso ist es mit uns, das Leben in all seiner Bandbreite hinterlässt auch Spuren.

 

Das Stichwort „Materialermüdung“ und was man selbst in diesem Zusammenhang tun kann, brachte sie zu einem Wort aus Psalm 92, in dem es heißt: "Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein". Wie passt das nur zusammen?

 

Bei Menschen Mitte 70 hat es nicht nur schöne Seiten gegeben. Sicherlich gab es auch Zeiten mit Leid, Krankheit und Mutlosigkeit neben lauschigen Stunden. Auch der Glaube wird manchmal müde und das Leben lässt an Gott zweifeln. Kirche und Glaube treten in den Hintergrund, Kirche wirkt altmodisch und man war ohnehin damit beschäftigt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Man ist bzw. war ja schließlich voll ausgelastet. Für Kirche und Glaube blieb wenig Zeit, ja es entstand eine gewisse "Materialermüdung"! Der Psalm spricht jedoch eine andere Sprache, denn der Glaube lässt das Leben aus einer anderen Perspektive sichtbar werden. Wenn auch der Körper Materialermüdung zeigt, kann der Mensch von innen heraus, aus tiefster Seele blühen, frisch und fruchtbar sein. Die Zeit hat sich verändert, unser Glaube kann ein ganz anderer sein, aber Gott hat sich nicht verändert, er kann die Konstante in unserem Leben sein und/oder wieder werden.

Nach dem Abendmahl wurde uns wieder Gottes Segen und Schutz zugesprochen.

 

 

 

Bei dem anschließenden gemeinsamen Friedhofsbesuch an den Gräbern der Verstorbenen Mitkonfirmanden ging es zum Mittagessen in die Gaststätte zum Grünen Baum. Zwischenzeitlich wurde von Pfarrerin Grenzebach und zwei Mitkonfirmanden unsere nicht mehr ganz mobile, erkrankte Mitkonfirmandin zuhause besucht. In der Zeit bis zum Kaffeetrinken konnten alte Geschichten aufgewärmt und vieles neu in Erinnerung gebracht werden.

 

 

 

 

Ein schöner Tag ging zu Ende. Unser Dank gilt den Organisatoren, den Kuchenbäckerinnen sowie unserer Sängerin Clara Winciers, die bei ihren drei Liedern von der Organistin Elke Phieler am Klavier begleitet wurde. Ein ganz besonderer Dank geht an unsere Pfarrerin Kerstin Grenzebach, bei deren Predigt und ihrer Geschichte sich alle wiederfinden konnten.

 

Horst Nähler