Die Vollmarshäuser Kirche

 

Die Geschichte der Kirche

Die jetzige Kirche wurde 1838/1839, also knapp 60 Jahre vor dem Loslösen von Crumbach, an der Stelle einer alten und baufälligen Kirche errichtet.


Sie steht auf dem alten Totengarten (Friedhof), welcher wegen des Neubaus verlegt werden musste, der aber noch bis 1968 mit Grabsteinen versehen war. Die Kirche wurde gebaut als Vollmarshausen ca. 850 Einwohner hatte.
Leider gibt es kein Bild und keine Zeichnung von der alten Kirche vor 1836. Sie war auf jeden Fall älter als die Crumbacher und die Ochshäuser Kirche.
Die neue Kirche wurde sehr groß gebaut. Sie ist nach der Stiftskirche in Oberkaufungen die größte im Kirchenkreis. In der heutigen Form faßt sie 450 Personen. Die Kirche wurde im klassizistischen Stil erstellt, der Turm gleicht dem einer byzantinischen Basilika.
Bis 1967 waren die Plätze in der Kirche nach Ständen, nämlich nach Geschlecht und Alter aufgeteilt. Aber auch Lehrer und die Besitzer der beiden größten Höfe hatten ihre eigenen Stände. Dies führte dazu, dass die Gemeinde jede Gruppe für sich ihr Leben lebte und es kein richtiges Aufgeschlossensein gegenüber anderen gab.
Als Grundstein ist über dem Haupteingang eine Tafel mit der Inschrift Psalm 100,4 (Geht zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen) und der Angabe des Baujahres 1838 zu sehen.
Aus der alten Kirche gibt es noch vier Gegenstände die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen.

  • Altargerät
  • Taufstein
  • Glocke
  • Kelch

Die Glocken

Die Kirche besaß im Laufe der Zeit mehrere Glocken. Die ersten beiden waren aus dem Jahre 1631 und 1805, wobei die Jüngere die kleineren Ausmaße hatte.

Die erste Vollmarshäuser Glocke hatte die Inschrift:

GOTFRIDT KOLLER GOS MICH NACH VOLMERSHAVSEN GEHOERE ICH ANO 1631. GOERGE ZENTGRAFF PFARER ANDREAS GERLACH HANS HOMBERG HANS RYDELMANN HANS ORT.

 

Der Ton der alten Glocke ist “h”. Die andere Glocke hatte den Ton “a”. Sie wurde Ende August 1917, also am Ende des Krieges, für Kriegszwecke eingezogen. Hierzu ist sie aus dem Turm durch das Falloch geworfen worden, wobei sie unversehrt blieb. Als “Entschädigung” gab es für die 10 Zentner Glocke 5 Mark pro Kilo.

Am 1. Mai 1921 konnte wieder eine Glockenweihe gefeiert werden. Eine Stahlglocke mit dem Ton “fis” tat von nun an ihren Dienst. Die Kirchengemeinde Vollmarshausen hatte sich zwar eine Bronzeglocke gewünscht und 16.000 Mark gesammelt, da aber eine 12 Zentnerglocke aus Bronze ca. 40.000 Mark kosten sollte, wurde eine Stahlglocke mit dem Gewicht von 21 Zentnern für 19.000 Mark angeschafft. So waren nun wieder zwei Glocken mit den Tönen “fis” und “h” vorhanden.

 

Diese Stahlglocken bekam aber im Laufe ihrer Dienstzeit einen Riß und mußten ausgetauscht werden. Dies und die Renovierung des Kirchturmeinganges wurde zwar schon 1970 beschlossen, konnte aber erst im Jahre 1974 angegangen werden, da Geldmangel und verzwickte Besitzverhältnisse ein Hindernis waren, denn die politische Gemeinde ist baulastpflichtig für den Turm. Es konnte dann doch folgender Kompromiß beschlossen werden: Die Kirchengemeinde übernimmt die Renovierung des Kirchturmeinganges, die politische Gemeinde die neue Glocke, den Glockenstuhl, der renovierungsbedürftiger war, und die Turmrenovierung. Sie erhält aber ein zinsloses Darlehn auf 15 Jahre von der Kirchengemeinde gewährt. Die neue Glocke, ein Bronzeguß mit dem Ton “f”, wurde am 15. Mai 1974 gegossen und am 8 Augist desselben Jahres nach Vollmarshausen gebracht und aufgehängt. Die alte Glocke von 1921 wurde als bleibendes Erinnerungsstück vor der Kirche aufgestellt.

Auch damals wünschte man sich schon eine 3. Glocke, aber das statische Gutachten für den Turm war noch nicht erstellt und die politische Gemeinde hatte keine Mittel für die Befestigung des Turmes.

Die 3. Glocke wurde am 20. April 1988 im Turm der Vollmarshäuser Kirche aufgehängt. Sie hat den Ton “as”, ist 11 Zentner schwer und hat einen Durchmesser von 96 Zentimetern. Die ca. 18.000 DM teure Glocke wurde von der Firma Petit und Edelbrok in Gescher bei Münster gegossen und trägt die Inschrift:

“Gebt unserem Gott allein die Ehre”

Die Glocke hat am Sonntag den 10. Juli 1988 erstmals ihren Dienst getan, und war am Samstag des selben Wochenendes im Hessischen Rundfunk zu hören.

Renovierung der Kirche

Am 15. Juni 1907 wurde für die Kirche eine neue Turmuhr auf Kosten der Gemeindekasse angeschafft.
Das Gotteshaus wurde 1936 zum erstenmal farblich renoviert, die völlige Umstellung erfolgte dann 1966/67. Die Anlage der Sitzplätze nach Ständen und Berufen ist bei dieser Renovierung völlig aufgegeben worden. Also knapp 130 Jahre nach der Erbauung der Kirche und rund 40 Jahre nach der ersten Renovierung wurde in und an der Kirche kräftig gebaut. Dach, Fußboden, Bänke, Holzaufbauten, Heizung, Orgel wurden erneuert und umgebebaut.
Kurz vor der Einweihung der ronovierten Kirche am 17. Dezember 1967 erfolgte die Installation von Kanzel und Altar.
Ein Jahr später erfolgte dann die Neugestaltung des Kirchplatzes in der Form, wie er heute noch bekannt ist.
Die alte kleine Orgel mußte wegen ihres schlechten Zustandes 1967 abgerissen werden. Zuerst wurde als Übergangslösung eine 5-Register-Orgel installiert. Im Oktober 1968 wurde diese in zweimonatiger Arbeit von der Firma Böhm aus Gotha in Thüringen durch die 17-Register-Orgel abgelöst.
Die Orgel hat etwa 1200 Orgelpfeifen, deren größte 2,40 Meter lang ist und 13 Zentimeter im Durchmesser hat. Zum Stimmen der Orgel wird eine konstante Temeratur in der Kirche von 18 Grad benötigt. Das Bauwerk aus der DDR kostete damals rund 53.000 DM.
1987 brauchte diese Orgel eine gründliche Überholung mit Versetzen der Windlade, damit man sie überhaupt stimmen kann und auch an die kleinsten und hintersten Pfeifen kommt. Die Firma Lötzerich aus Ippinghausen übernahm die Arbeiten.
Die Renovierungskosten waren höher als die Anschaffungskosten vor 20 Jahren.
Die Kirchenhofmauer wurde instandgesetzt und die Kirche bekam einen neuen Innenanstrich - statt grau hellgelb.
Um die Akustik zu verbessern wurden noch Polsterauflagen angeschafft.

Unsere Pfarrer von "damals" bis "heute"

Jahr Pfarrer
1346 bis 1377 von Ehringen
1377 bis 1379 Hugis
um 1452 Bierwirth
um 1536 Lepper
um 1546 Heller
1556 bis 1588 Erhardi
1589 bis 1591 Kleinschmidt
1592 bis 1597 Rode
1597 bis 1606 Sauer
um 1630 Zentgrevius
1633 bis 1659 Caspar Boclo
1659 bis 1666 Peter Urban Boclo (Sohn von Caspar Boclo)
1673 bis 1698 Schulze
ab 1698 Holtzhausen
1707 bis 1740 Regenbogen
1740 bis 1778 Johann Andreas Regenbogen
1779 bis 1821 Cnyrim
1821 bis 1824 Koppen (Gehilfe)
1824 bis 1866 Sundheim
1866 bis 1878 Hupfeld
1878 bis 1895 Daniel Schumann
1896 bis 1900 Lotze
1900 bis 1908 Dippel
1908 bis 1932 Horn
1932 bis 1947 Wolff
1947 bis 1954 Delvendahl
1954 bis 1963 Reining
1963 bis 1981 Haack
1982 bis 1984 Friske
1985 bis 2001 Martin Becker
seit 2001 Kerstin Grenzebach
Quelle: Chronik zur 150-Jahrfeier der Kirche