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Eindrücke über eine Fahrt nach Wittenberg

Am Dienstag, dem 20. Mai 2014 fuhr eine Männergruppe aus der Kirchengemeinde Vollmarshausen in die Lutherstadt-Wittenberg, um den Spuren der Reformatoren Luther und Melanchthon zu folgen. Nach 3 1/2 stündiger Fahrt waren wir endlich auf dem Schlossplatz in Wittenberg angekommen.

Leider waren wegen der Vorbereitungen auf das 500. Jubiläum der Reformation 2017 sowohl die Schlosskirche als auch die Stadtkirche für Besucher gesperrt. Sie waren nur von außen zu betrachten. Aber Wittenberg bietet auch über diese beiden Kirchen hinaus noch manche Sehenswürdigkeit. Die Schlosskirche wurde 1506 auf den Grundsteinen des ursprünglichen Schlosses der Kurfürsten von Sachsen errichtet. An ihrer Tür soll Martin Luther am 31. Oktober 1517 die berühmten 95 Thesen angeschlagen haben. Im Inneren der Kirche sind die Gräber von Martin Luther und Philipp Melanchthon zu besichtigen. Wir gingen die Schlossstraße entlang und kamen zum Marktplatz. Dort sind über die Jahrhunderte hinweg zahlreiche Bürgerhäuser entstanden. Besondere Blickfänge sind das Rathaus, ein prachtvoller Renaissancebau, die Denkmäler von Martin Luther und Philipp Melanchthon sowie der Marktbrunnen.


Vom Marktplatz in Sichtweite steht die Stadtkirche St. Marien, sie ist die Mutterkirche der Reformation. In ihr wurde 1521 eine erste evangelische Messe gelesen. Als Predigtkirche Martin Luthers war sie seit der Reformation Amtskirche der Generalsuperintendenten des sächsischen Kurkreises. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde sie Amtssitz der Wittenberger Superintendenten. Die Kirche soll sehr gut ausgestattet, gut erhalten sein und umfasst unter anderem sehenswerte Werke von Lucas Cranach und seinem Sohn, Lucas Cranach dem Jüngeren. Zahlreiche Grabmale mit den Aufschriften an den Innen und Außenwänden sollen auf das Wirken vieler bedeutender Persönlichkeiten hinweisen. An dieser Kirche hat auch Johannes Bubenhagen der Reformator Norddeutschland gewirkt. Er war es, der Luthers Ehe im Juni 1525 eingesegnet hat.


Nach dem Mittagessen ging es mit der Besichtigung weiter, jetzt kam die 1502 gegründete Universität Leucorea in der Collegienstraße dran. Die Universität wurde im 16. Jahrhundert von Studenten aus ganz Europa besucht. Von besonderer Anziehungskraft war natürlich Martin Luther und Philipp Melanchthon aber auch in der Medizinischen Fakultät lehrten damals bekannte Persönlichkeiten. In der abwechslungsreichen Geschichte der Universität gab es immer wieder auch Innovationen, die sich nicht nur auf Deutschland, sondern auch auf große Teile der Welt auswirkten. Das Ende der Universität ging auf den französischen Kaiser Napoleon zurück. Er schloss sie und 1817 wurde sie nicht mehr eröffnet, sondern mit der Universität Halle fusioniert. Bis heute trägt die Universität in Halle den Namen Halle-Wittenberg. Nicht weit weg von der Universität Leucorea entfernt steht das Lutherhaus. Es wurde als Augustiner Kloster ab 1504 erbaut. Martin Luther wohnte hier seit 1508, zunächst als Mönch. Nachdem er 1525 unter großem Aufsehen Katharina von Bora, einer Nonne, die aus dem Kloster ausgezogen war, geheiratet hatte, wohnte er mit seiner Familie, zu der nach und nach 6 Kinder gehörten im ehemaligen Kloster. dazu wurden auch nicht wenige Studenten untergebracht, die zur damaligen Zeit während ihres Studiums bei den Professoren wohnten und auch dort verköstigt werden mussten. Dafür hatte Katharina von Bora zu sorgen. Seit 1883 steht das Haus als Museum für Besucher zur Verfügung. Besonders sehenswert sind die Kanzel Luthers aus der Stadtkirche, die Zehn-Gebote Tafel, eine Mönchskutte von Luther und die Lutherstube, die weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben ist.


Ein paar Häuser vom Lutherhaus entfernt steht das Melanchthon-Haus. Es ist ein Renaissancebauwerk aus dem Jahr 1536. Hier lebte Philipp Melanchthon seit 1539 mit seiner Familie. Die Räume sind seitdem fast unverändert erhalten geblieben. In diesem Haus lebte und starb der ReformatorPhilipp Melanchthon. Nicht versäumen wollten wir das Luther-Melanchthon-Gymnasium in der Schillerstraße. Nach Entwürfen des bekannten österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser ist diese Schule neu gestaltet worden. Ursprünglich handelte es sich um einen typischen DDR-Plattenbau. Dadurch das Hundertwasser einen Zwiebelturm aufs Dach gesetzt hatte, dass er Dachterrassen angelegt hat und Bäume aus Fenstern herauswachsen ließ, sowie farbenfrohe Säulen aufstellte, hat er dem Ganzen eine für Hundertwasser bekannte Architektur gegeben.
Auch das Schulprogramm mit der Betonung der Toleranz und einem Schwerpunkt der Ökologie, hat die Schule dazu qualifiziert, als Europaschule anerkannt zu werden. Diese Schule ist eine weitere, für die Lutherstadt charakteristische Sehenswürdigkeit. So fand unser Besuch eine schöne Abrundung.
Hartmut Linke, Prof Dr. Herbert Kemler
Bilder: Hans Döhler

Ausflug nach Wittenberg